Das AOD9604 Peptid ist ein Fragment des Wachstumshormons hGH, das die fettreduzierenden Eigenschaften und gleichzeitig nicht die Nebenwirkungen von hGH mit sich bringen soll. Das klingt erstmal richtig gut! Kann es seinem Ruf gerecht werden? Wir haben uns intensiv mit der Datenlage dieses Peptids befasst und liefern euch alle wichtigen Ergebnisse zur Wirkung, zu den Nebenwirkungen und zur Einnahme.

Was ist das AOD9604 Peptid?

Das AOD9604 Peptid ist ein Teilstück des bekannten Wachstumshormons hGH (human Growth Hormon). hGH ist ein im Menschen natürlich vorkommendes Hormon, das auch unter dem Namen Somatropin bekannt ist. Es ist sowohl für die Zellteilung als auch für das Zellwachstum lebensnotwendig und hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Körperwachstum während der Wachstumsphase. hGH regt allerdings nicht jede Zellen im menschlichen Körper zum Wachstum an. Fettzellen gehören nicht dazu, im Gegenteil, sie werden sogar abgebaut. Gleichzeitig werden Muskelzellen aufgebaut, wodurch das Muskelwachstum erhöht wird. Für Sportler, bzw. für jeden Menschen, der Wert auf einen geringen Körperfettanteil und gleichzeitig ein erhöhtes Muskelwachstum legt, klingt das nach einem Traum, weshalb hGH oft als Dopingmittel verwendet wird. Jedoch kommt die zusätzliche Gabe von hGH nicht ohne Nebenwirkungen daher.

hGH kann das Wachstum innerer Organe wie das Herz und die Leber anregen, was zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen kann. Genauso können die Hände, Füße, Nase, Ohren und Kinn so stark wachsen, dass sie sichtbar zu groß erscheinen. Auch der Blutzuckerspiegel bleibt nicht unverschont und steigt nach der Einnahme an. Dadurch steigt das Risiko für eine Insulinresistenz und dementsprechend für Diabetes. Zusammenfassend hat hGH zwar das Potential als effektives Mittel, um Fett abzubauen, allerdings ist es aufgrund der schwerwiegenden Nebenwirkungen für eine langfristige Einnahme nicht geeignet.

An diesem Punkt kommt das AOD9604 Peptid ins Spiel. Durch exzellente Forschungsarbeiten konnte der Teil des hGH ausfindig gemacht werden, der für die fettabbauende Wirkung zuständig ist, und zwar NUR für diese Wirkung. Dieses Teilstück von hGH wurde separiert und es entstand das AOD9604 Peptid, das laut den aktuellen Studien keine schweren Nebenwirkungen mit sich bringt. Es ist sogar so nebenwirkungsarm, dass die FDA, also die Arzneimittelbehörde der USA, das Peptid in das sogenannte GRAS Programm aufnahm. GRAS steht für Generally Recognized As Safe, was bedeutet, dass es generell als sicher anerkannt ist und deshalb nicht nur als Arzneimittel, sondern auch als Zusatz in Lebensmitteln eingesetzt werden darf. [1]

Das Peptid AOD9604 ist deshalb so gut untersucht, weil die Pharmaindustrie das Peptid unter ihre Fittiche nahm, um ein potentielles Arzneimittel gegen Fettleibigkeit auf den Markt zu bringen.

Schaut man sich die Zahlen für Übergewicht an, wird schnell klar, dass hier viel Geld verdient werden kann. In den USA sind Dreiviertel und in Deutschland ca. die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig. [2]

Wir als Sportler können dazu nur sagen: geht Sport machen und esst gesund und ausgewogen! Wie es aber so ist, ist die breite Bevölkerung nicht ganz so diszipliniert wie gewünscht, weshalb viele Menschen gerne zu einer Abkürzung greifen. Außerdem gibt es natürlich auch Fälle von Übergewicht, die auf unverschuldete Krankheiten zurückzuführen sind. Hier könnte ein Mittel wie das Peptid AOD9604 sinnvoll eingesetzt werden, wenn es wirksam sein sollte.

Die Wirkung von AOD9604

Kommen wir nun zum spannenden Part. Wie genau fallen die Ergebnisse der Studien aus? In einer Tierstudie mit Mäusen konnte nachgewiesen werden, dass die tägliche Einnahme einer oralen Dosis von 0,5mg pro kg Körpergewicht über 19 Tage die Körpergewichtszunahme der Tiere im Vergleich zur Placebo Gruppe um über 50 % reduzierte. Mit anderen Worten: die Tiere nahmen viel weniger zu, wenn sie überfüttert wurden. [3]

In Bezug auf die Untersuchungen an Menschen wird immer wieder eine Studie genannt, in der 300 übergewichtigen Personen über 12 Wochen das Peptid oral verabreicht wurde. Dabei wurden entweder 0mg, 1mg, 5mg, 10mg, 20mg oder 30mg eingenommen. Die Gruppe, die die 1-mg-Dosis erhielt, verlor am meisten Gewicht und verzeichnete über die 12 Wochen einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 2,8 Kilogramm. Im Vergleich verlor die Placebo Gruppe, die 0mg des Peptids erhielt, nur durchschnittlich 0,8 Kilogramm.

Diese Studie war eine Studie von insgesamt 6 Studien, die von dem Unternehmen Metabolic Pharmaceuticals Ltd, die das Peptid entwickelte, durchgeführt wurden.

Bezieht man die restlichen Studien mit ein, kam das Unternehmen auf insgesamt über 900 Personen, an denen das Peptid getestet wurde.

Das Gesamtergebnis fällt dabei allerdings nüchtern aus. In einem Statement des Unternehmens aus dem Jahr 2013 schreibt es: AOD9604 wurde ursprünglich für die potenzielle Behandlung von Fettleibigkeit entwickelt. Metabolic Pharmaceuticals hat sechs klinische Studien am Menschen mit 925 Patienten durchgeführt. Während die Studien bewiesen, dass AOD9604 äußerst sicher ist, zeigten sie bei der gesamten Studienpopulation kein klinisch bedeutsames Ergebnis bei der Gewichtsabnahme. Infolgedessen wurde das Adipositasprogramm im Februar 2007 eingestellt. [4]

Warum das Peptid in Tierstudien sehr effektiv abschneidet und bei Menschen anscheinend keine Wirkung aufzeigt, erklärt Professor Gary Wittert, ein führender Kopf auf dem Gebiet des Adipositasmanagement: „Es ist nicht überraschend, dass AOD9604 beim Menschen nicht wirkt, da der Rezeptor (an dem das Peptid andockt), von dem es abhängig zu sein scheint, bei Mäusen und Menschen nicht derselbe ist.“ [5]

Trotz der enttäuschenden Ergebnisse werden in Schönheitssalons weiterhin Behandlungen mit dem Peptid angeboten. Auch in online Fitness Shops wird das Peptid zu Abnehmzwecken vertrieben. Inwieweit es letztendlich eine Wirkung hat bleibt offen, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass es tatsächlich wirkt.

Einnahme und Dosierung von AOD9604

Die Gabe des Peptids erfolgt entweder über eine Injektion in die Haut oder in die Vene. Genauso kann es aber auch oral als Tablette, Kapsel oder Tropfen eingenommen werden. Das Injizieren ist natürlich nicht jedermanns Sache, weshalb die orale Einnahme um einiges angenehmer ist.

Wer das Peptid oral einnimmt, sollte vor allem die sublinguale Einnahme über Tropfen wählen. D.h. dass die Tropfen einige Zeit unterhalb der Zunge verbleiben sollen, da es hier über die Schleimhäute aufgenommen werden kann. Das sorgt dafür, dass der Verdauungstrakt mit seinen Verdauungssäften umgangen wird und das Peptid mehr intakt bleibt.

  • Eine angemessene orale Dosierung liegt bei ca. 1mg pro Tag. Die Dosierung für eine Injektion liegt in etwa im gleichen Rahmen.
  • Eine genaue Dosierung können wir allerdings nicht nennen, da in den Studien große Dosierungsspannen genutzt wurden:
  • Bei der intravenösen Gabe lag die Menge in den Studien bei 0,025mg bis 0,4mg pro Tag pro kg Körpergewicht. Bei einer 80kg schweren Person wären das 2mg bis 32mg pro Tag.
  • Bei der oralen Gabe lag die Menge bei 0,25mg bis 54mg pro Tag.

Nebenwirkungen von AOD9604

Wie bereits beschrieben wurde das Peptid in das GRAS Programm der FDA aufgenommen, weshalb es als sehr sicher bewertet werden kann.

Stoffe, die neu auf den Markt kommen sollen, unterliegen strengen Kontrollen. So müssen sie verschiedene Untersuchungsphasen durchlaufen und es muss eine absolute Sicherheit gewährleistet werden. Dabei werden erst Zellstudien, dann Tierstudien und dann Menschenstudien durchgeführt.

Bei den Menschenstudien wird mit einer kleinen Anzahl begonnen, meist 1 bis 10 Menschen. Diese Phase verlief ohne Probleme. Auch die weiteren Phasen verliefen ohne schwere Nebenwirkungen, die auf das Peptid zurückzuführen wären. So wurden bis zum Jahr 2013 insgesamt über 900 Personen einbezogen. Je nach Studie lag die Einnahmedauer bei 1 Tag bis zu 8 Monaten. Dadurch wurde auch die Langzeiteinnahme kontrolliert und als sicher eingestuft.

Zwar konnten keine schweren Nebenwirkungen verzeichnet werden, dennoch gab es leichte Nebenwirkungen, die wie folgt ausfielen:

  • Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen bei der Injektion waren Kopfschmerzen. Der Rest stand im Zusammenhang mit Müdigkeit, Hypoglykämie, Schwindel, Nasopharyngitis (Entzündung der Nasenschleimhaut), Husten, Lethargie, Mandelentzündung, Bauchschmerzen, Halsschmerzen und Blutergüsse an der Injektionsstelle. Keine der Nebenwirkungen war dabei von schwerer Intensität. Dazu muss gesagt werden, dass sich die Nebenwirkungen gleichmäßig auf die verschiedenen Konzentrationen von AOD9604 und die Placebo-Behandlung verteilten. Das bedeutet, dass auch diejenigen Personen Nebenwirkungen hatten, die nur ein Placebo erhielten. Das ist verständlich, da sowohl der Zufall eine Rolle spielt, als auch die Aufregung, die z.B. zu Schwindel führen kann.
  • Bei der oralen Einnahme gab es zusätzlich Durchfall und Übelkeit. Aber auch diese Nebenwirkungen traten im Vergleich gleichermaßen bei der Placebo Gruppe auf.
  • Daneben konnte beobachtet werden, dass es keine signifikanten Veränderungen des IGF-1 Wertes gab. Das war eine sehr wichtige Erkenntnis, da bekannt ist, dass hGH mit erhöhten IGF-1-Spiegeln einhergeht ist. IGF-1 kann eine Reihe unerwünschter Wirkungen haben, einschließlich einer Erhöhung des Krebsrisikos.
  • Weiterhin löste das AOD9604 Peptid während einer Einnahme über einen Zeitraum von 24 Wochen keine allergischen Reaktionen aus.

Wir konnten übrigens bei der Einnahme von AOD9604 keinerlei Nebenwirkungen feststellen

 

Literaturverzeichnis

[1] H. Stiera, E. Vosb und D. Kenley, „Safety and Tolerability of the Hexadecapeptide AOD9604 in Humans,“ Journal of Endocrinology & Metabolism, 2013.
[2] „statista,“ 2023. [Online]. Available: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153908/umfrage/fettleibigkeit-unter-erwachsenen-in-oecd-laendern/.
[3] F. M. Ng, J. Sun, L. Sharma, R. Libinaka, W. J. Jiang und R. Gianello, „Metabolic studies of a synthetic lipolytic domain (AOD9604) of human growth hormone,“ Horm Res, 2000.
[4] Calzada, „lateral-pharma.com,“ 2013. [Online]. Available: chrome-extension://efaidnbmnnnibpcajpcglclefindmkaj/https://lateral-pharma.com/wp-content/uploads/2016/12/AOD9604-Important-Clarifications-April-2013.pdf.
[5] A. Salleh, „abc.net,“ 2013. [Online]. Available: https://www.abc.net.au/science/articles/2013/07/26/3811053.htm.

 

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